In unserer hektischen Welt scheinen Konflikte und Missverständnisse an der Tagesordnung zu sein. Oft reagieren wir impulsiv und verletzen dabei die Gefühle anderer Menschen. Doch es gibt eine Methode, die uns dabei helfen kann, unsere Kommunikation zu verbessern und die Beziehungen zu anderen zu stärken: die Gewaltfreie Kommunikation.
Die Gewaltfreie Kommunikation, entwickelt von Marshall Rosenberg, ist eine Methode, die uns dabei hilft, unsere Gedanken und Gefühle auszudrücken, ohne andere zu verletzen. Diese Methode basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch das Bedürfnis hat, gehört und verstanden zu werden.
Was sind Bedürfnisse?
Bedürfnisse sind Grundbedürfnisse, die jeder Mensch hat, um gesund und glücklich zu sein. Sie sind die Grundlage für unser Handeln und unser Wohlbefinden. Beispiele für Bedürfnisse sind: Liebe und Zugehörigkeit, Selbstausdruck, Sinn und Zweck, Freiheit, Sicherheit, Würde, Autonomie, Frieden und so weiter. In der Gewaltfreien Kommunikation werden Bedürfnisse als die unterliegende, positive Energie beschrieben, die hinter jeder menschlichen Handlung steckt. Bedürfnisse sind die Triebkräfte, die uns motivieren und uns helfen, unser Leben auf eine gesunde und erfüllende Weise zu gestalten.
Die 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation
Die Gewaltfreie Kommunikation besteht aus vier Schritten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte.
Der erste Schritt der Gewaltfreien Kommunikation ist die Beobachtung. Hier geht es darum, das Verhalten des anderen objektiv zu beschreiben, ohne es zu bewerten oder zu interpretieren. Beispielsweise könnte man sagen: „Ich habe bemerkt, dass du spät nach Hause gekommen bist.“
Der zweite Schritt ist das Ausdrücken von Gefühlen. Hier geht es darum, ehrlich und authentisch über die eigenen Gefühle zu sprechen. Beispielsweise könnte man sagen: „Ich fühle mich besorgt und verletzt, weil du spät nach Hause gekommen bist.“
Der dritte Schritt ist das Benennen von Bedürfnissen. Hier geht es darum, das eigene Bedürfnis hinter den Gefühlen zu benennen. Beispielsweise könnte man sagen: „Ich habe das Bedürfnis nach Vertrauen und Respekt in unserer Beziehung.“
Der letzte Schritt ist die Bitte. Hier geht es darum, eine konstruktive Bitte an den anderen zu richten. Beispielsweise könnte man sagen: „Könntest du mich bitte früher informieren, wenn du später nach Hause kommst, damit ich meine Sorgen und Ängste äußern kann?“
Empathie in Beziehungen: „Ich sehe Dich.“
Empathie spielt in der Gewaltfreien Kommunikation eine entscheidende Rolle, da sie es ermöglicht, die Perspektive des anderen zu verstehen und sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen. Empathie ermöglicht es uns, die Gedanken und Gefühle des anderen wahrzunehmen und zu akzeptieren, auch wenn wir nicht mit ihnen übereinstimmen.
Dadurch kann man besser kommunizieren und die Beziehung stärken, indem man die Bedürfnisse des anderen berücksichtigt. Empathie kann auch helfen, Konflikte zu lösen und das Vertrauen in der Beziehung zu stützen. Es ist jedoch wichtig darauf zu achten, dass man auch die eigenen Gefühle und Bedürfnisse achtet, um eine ausgewogene Beziehung zu führen.
Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) wurde von Marshall Rosenberg zur Vermittlung von Verständnis und Respekt in Konflikten eingeführt. Der Begriff „Giraffe“ in der GfK bezieht sich auf die Fähigkeit, empathisch zu sein und hohe Perspektiven einzunehmen, wie es die Giraffe mit ihrem langen Hals ermöglicht. Rosenberg verwendete die Giraffe als Symbol für die Fähigkeit der GfK, Konflikte durch Verständnis und Empathie anstatt durch Gewalt oder Macht zu lösen.
Die Gewaltfreie Kommunikation im Alltag
Es war ein gewöhnlicher Tag im Büro, als Jane ihre Arbeit aufnahm. Sie war neu im Unternehmen und hatte sich auf die neue Aufgabe gefreut. Doch schon bald merkte sie, dass sie von einigen ihrer Kollegen gemobbt wurde. Sie wurde ausgelacht, ihre Ideen und Vorschläge wurden ignoriert und sie wurde oft ausgeschlossen.
Jane versuchte, mit ihrem Chef darüber zu sprechen, aber er schien das Problem kleinzureden und ignorierte es. Er sagte ihr, dass sie sich anpassen müsste und dass das alles Teil des Arbeitslebens sei. Jane fühlte sich allein und unverstanden.
Eines Tages hatte Jane genug und entschied, das Unternehmen zu verlassen. Sie fühlte sich nicht unterstützt und schämte sich, dass sie so lange geblieben war. Der Chef verlor eine gute Mitarbeiterin und das Unternehmen litt unter dem Verlust ihrer Fähigkeiten und ihres Einsatzes.
Wie der Chef die GFK (Gewaltfreie Kommunikation) einsetzen hätte können?
Der Chef hätte Jane zunächst zugehört und ihre Gefühle und Bedürfnisse verstehen können. Er hätte sie unterstützt und ihr geholfen, ihre Gefühle auszudrücken und ihre Bedürfnisse zu artikulieren. Er hätte auch mit den Kollegen, die Jane gemobbt haben, gesprochen und ihnen geholfen, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen und zu kommunizieren. Er hätte sichergestellt, dass alle im Team einander unterstützen und respektieren und eine positive Arbeitsumgebung schaffen.
Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist eine Methode, die darauf abzielt, Konflikte durch Verständnis und Empathie anstatt durch Gewalt oder Macht zu lösen. Sie betont die Bedürfnisse aller Beteiligten und sucht nach gemeinsamen Lösungen, die diese Bedürfnisse erfüllen. In Beziehungen kann die Anwendung der GfK dazu beitragen, dass die Kommunikation offener und ehrlicher wird, was zu tieferer Verbindung und Verständnis führen kann. In Konflikten kann sie dazu beitragen, dass die Beteiligten ihre Perspektiven besser verstehen und eine Lösung finden können, die für alle akzeptabel ist. Insgesamt fördert die Gewaltfreie Kommunikation eine Kultur des Respekts und Verständnisses in Beziehungen und in der Gesellschaft.